Die Gestaltung des neuen Schlachtfelds
Bei der Entwicklung einer Plattform der nächsten Generation ist es von entscheidender Bedeutung, dass sie Informationsüberlegenheit bietet. Vorbei sind die Zeiten, in denen jede Plattform innerhalb ihres eigenen Ökosystems operierte und Informationen im Nachhinein lieferte - heute erwarten die Betreiber ein vollständiges Lagebild mit einer Live-Ansicht dessen, was um sie herum vor sich geht.
Hintergrund
Die Technologie schreitet in einem Maße voran, das noch vor einem Jahrzehnt unvorstellbar war. Die Vernetzung von Systemen ist alltäglich, und jeder Knotenpunkt innerhalb der operativen Kette - sei es ein Sensor am Boden, auf einem Fahrzeug oder in der Luft - muss miteinander verbunden und vollständig integriert sein, um effizient Informationen in Echtzeit und mit einer Latenzzeit von nahezu Null zu liefern.
Hinzu kommt eine dezentralisierte künstliche Intelligenz, die Objekte parallel zu den vom physischen Sensor erfassten Daten identifiziert, und das Schlachtfeld der Zukunft sieht ganz anders aus als das analoge Schlachtfeld der Vergangenheit.
Stellen Sie sich das Szenario vor: bemannte und unbemannte Systeme in der Luft und an Land arbeiten nahtlos zusammen und ziehen Informationen aus allen Spektralbereichen, um den Besatzungen ein voll integriertes 360-Grad-Lagebild in Echtzeit zu liefern, das durch KI zur Identifizierung und Klassifizierung ergänzt wird.
Der Sensor-zu-Schütze-Zyklus wird durch die Integration von hochautomatisierten Selbstverteidigungssystemen, Drohnenabwehrtechnologie und fortschrittlichen Zielsystemen vervollständigt.
Vorzeigeprojekt für die Sensorfusion
Auch wenn dies wie eine futuristische Vision klingen mag, so ist dieses Szenario doch schon in naher Zukunft möglich und wird den Truppen in den kommenden Jahren zur Verfügung gestellt, um sicherzustellen, dass das Situationsbewusstsein optimiert wird, die Aufklärung hocheffizient ist und die Zielerfassung und der Datentransfer über das Schlachtfeld in Echtzeit erfolgen.
Programme wie das Main Ground Combat System (MGCS), das den deutschen Leopard II und den französischen Leclerc-Kampfpanzer ersetzen wird, sind die treibende Kraft hinter den Anforderungen, die zu einem solchen Szenario führen werden.
Bei diesem Projekt geht es nicht darum, die Kampfpanzer eins zu eins zu ersetzen, wie dies bei früheren Panzerprogrammen der Fall war, sondern es wird ein System-of-Systems-Ansatz verfolgt, der bemannte und unbemannte Bodenfahrzeuge, unbemannte Luftfahrtsysteme, hochintegrierte, durch KI ergänzte Sensorfusion sowie fortschrittliche Fähigkeiten zur Zielerfassung und zum Selbstschutz umfasst.
Kurz gesagt: MGCS wird die Kampfeinsätze grundlegend verändern. Ein vollständig integriertes System wie dieses sorgt für Informationsüberlegenheit und wird die Landstreitkräfte letztlich tödlicher machen.
Wie ermöglichen die HENSOLDT-Technologien dies?
HENSOLDT verfügt bereits über das Know-how, ein integriertes Sensorfusionsnetz zu liefern. Sein hochmodernes See-Through-Armour-System (SETAS) bietet der Besatzung eine 360-Grad-Sicht, auch auf Bereiche, die der Nutzer nicht im Blick hat.
SETAS kann andere Systeme integrieren und mit ihnen kommunizieren, z. B. geodatenbasierte Objekte an ein benachbartes Fahrzeug weitergeben, und diese Daten können aus den verschiedenen Bereichen des Gefechtsfeldes gesammelt und miteinander verschmolzen werden.
"Wir führen all diese Daten zusammen und liefern jedem der beteiligten Fahrzeuge ein gemeinsames Einsatzbild", so Martin Welzenbach, Leiter des Bereichs Sensing Solutions bei HENSOLDT.
"Wir können eine Verbindung von einem kleinen UAV oder UGV erhalten, und diese können Videoströme zurücksenden, die der Bediener sehen kann, und gleichzeitig beobachtet die KI im System die Szene, erkennt Objekte und meldet relevante Informationen an den Benutzer."
Welzenbach fügte hinzu, dass es auf dem Schlachtfeld eine Vielzahl von elektro-optischen Sensoren gibt, so dass diese Einrichtung dem Benutzer die Möglichkeit gibt, sich auf die wichtigen zu konzentrieren, während der Algorithmus ihn unterstützt und ihn zu dem dringendsten Objekt in der Szene um ihn herum führt.
>Da wir alle verschiedenen Sensoren miteinander verbinden, haben wir ein sehr leistungsfähiges und auf dem Markt einzigartiges System, das den Soldaten in den Fahrzeugen der Zukunft ein sehr vollständiges Bild der Umgebung vermitteln kann."
Martin WelzenbachLeiter des Bereichs Sensing Solutions
Damit übertrifft das System die menschlichen Fähigkeiten in vielerlei Hinsicht, unter anderem kann es durch Panzer hindurchsehen, verschiedene Spektren beobachten - insbesondere im Infrarotbereich - und gleichzeitig in mehrere Richtungen sehen.
Dies macht das System "sehr leistungsfähig", so Welzenbach.
Aufgrund seiner Erfahrung in den Bereichen Sensorik, elektronische Kriegsführung und elektronische Gegenmaßnahmen gibt es eine Reihe von ergänzenden HENSOLDT-Systemen, die neben SETAS integriert werden könnten, darunter das Selbstschutzsystem MUSS, die UAV-Abwehrtechnologie, das SPEXER-Radar, Funkpeiler, das elektro-optische System EOTS sowie Führungs- und Kontrollsoftware.
Aber nur wenn die Informationen zwischen diesen verschiedenen Elementen ausgetauscht werden, können sie wirklich effektiv sein. Das MUSS-Selbstschutzsystem kann zum Beispiel einen Laserangriff erkennen und Höhendaten liefern, die von der Panzerbesatzung sofort visualisiert werden können.
Die Informationen können auch an ein benachbartes Fahrzeug übertragen werden, so dass dessen Besatzung ebenfalls sehen kann, woher die Gefahr kommt. Auf diese Weise wird Redundanz in den Einsatz gebracht: Wenn einem Fahrzeug etwas passiert, kann ein zweites die Informationen über die Richtung des Angriffs erhalten und darauf reagieren.
Die bordeigene Verarbeitung macht dies möglich, da sie in der Nähe des Sensors erfolgt und keine Datenübertragung an andere Stellen erfordert, die oft langsam ist. Außerdem können verschiedene Informationen an die Besatzungsmitglieder weitergegeben werden, je nachdem, welche Rolle sie spielen und was sie sehen müssen, selbst wenn sie sich im selben Fahrzeug befinden.
Darüber hinaus ist all dies skalierbar, so dass es in verschiedenen Fahrzeugtypen und für unterschiedliche Anforderungen und Budgets eingesetzt werden kann. Es wird sogar daran gearbeitet, diese miteinander verbundene, vollständig vernetzte, multispektrale intelligente Sensorik auf andere Bereiche, einschließlich Schiffe im maritimen Bereich, anzuwenden.
Die Zukunft des Bodenbetriebs
Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass die von HENSOLDT angebotenen Fähigkeiten nicht nur eine Einkaufsliste von Hardware sind. Der rote Faden ist die Sensorfusion, die letztlich den Ausschlag gibt und die Art und Weise, wie Bodenoperationen in Zukunft durchgeführt werden, verändern wird.
"Unser Plan ist es, eine einfache Möglichkeit zu schaffen, all diese Sensoren in eine Suite zu integrieren, standardisierte Schnittstellen bereitzustellen und all diese Daten auf sehr fortschrittliche Weise mit ausgefeilten Fusionsmethoden zusammenzuführen", so Welzenbach weiter.
"Das ist die Zukunft: vollständig vernetzte, multispektrale intelligente Sensorik auf dem gesamten Schlachtfeld.
Und es ist wichtig, dass dies nicht nur ein "nice to have" ist. Ein konsolidierter Überblick über das Gefechtsfeld erhöht das Situationsbewusstsein, beschleunigt die Entscheidungsfindung und verringert die Arbeitsbelastung der Besatzung, was letztlich eine entscheidungsorientierte Kampfoperation unterstützt. Das ist mehr ein Wendepunkt als ein "nice to have".